Zwischen Misthaufen und Himmelreich. Gustav E. Sonnewend, Schöpfer des SOS-Kinderdorf-Logos

Zwischen Misthaufen und Himmelreich. Gustav E. Sonnewend, Schöpfer des SOS-Kinderdorf-Logos

In einem Interview beschreibt Gustav E. Sonnewend sein Gefühl, als er in den 1960er Jahren im Zuge einer Arbeit nach Basel kam und dort der modernen, später weltweit zum Vorbild gewordenen Schweizer Grafik begegnete: Es war, als ob er „vom Misthaufen ins Himmelreich“ gekommen wäre – von provinziell-konservativer Heimat-Illustration zur klaren Sachlichkeit des Internationalen Stils. Diese Erfahrung hat ihn geprägt und macht ihn zu einem jener Grafiker Tirols, die die grafische Moderne mit ins Land brachten. Weltweit bekannt ist sein Logo für die SOS-Kinderdörfer.

Achtung: am Mittwoch, 20.7. findet um 17:00 eine Buchpräsentation m Ausstellungsraum statt. Die Ausstellung ist daher nur bis 17:00 geöffnet. Wir laden Sie herzlich ein, uns zur Buchpräsentation zu besuchen! (Eintritt gratis)

Ausstellungsdauer: bis 29.7.2016

Öffnungszeiten:
Dienstag 11–20:00 
Mittwoch bis Freitag 11–18:00 Uhr 
Samstag 11 – 14:00 Uhr
Montag geschlossen

Führungen mit den Kuratoren:

  • Dienstag 21.6. um 18 Uhr
  • Dienstag 12.7. um 18 Uhr
  • Freitag 22.7. um 16 Uhr

Führungen für Schulklassen und Gruppen organisieren wir gerne auf Anfrage unter [email protected].


Gustav Sonnewend zählt zu den klassischen Gebrauchsgrafikern des Landes von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre. Er entwarf eine Fülle von Logos, Plakaten, Prospekten, Büchern und Buchumschlägen für Kunst, Kirche, Sport und Verlagswesen. Stilistisch von Arthur Zelger beeinflusst, in dessen Atelier er vier Jahre Mitarbeiter war (1954–1958), steht sein Werk für jene Ästhetik, die – in Form und Inhalt – mehr mit Ernst und Würde arbeitet als mit Humor und Nonchalance.


Dieses Bild wird auch durch seine zahlreichen Arbeiten für kirchliche Organisationen belegt. „Gestaltung mit Haltung“ war ihm ein Anliegen, die stimmigen grafischen Lösungen sind Folgen der inneren Überzeugung des Gestalters und waren im streng konservativen Nachkriegsösterreich durchaus politisch zu verstehen. Das katholische Tirol fürchtete eine Liberalisierung der Gesellschaft durch den Einfluß der – ohnehin „sittlichen“ – USA der 1950er Jahre. So gestaltete Sonnewend etwa zahlreiche Ausgaben der „Katholischen Wandzeitung“, die die „Werte“ im Denken und Handeln der Bevölkerung zu beeinflussen suchte. Insbesondere Jugendliche sollten vom „den niederen Teil des Wesens“ ansprechenden modernen Lebensstil der frühen 1960er Jahre mit Kino und Schlagermusik, der bis nach Tirol strahlte, abgeschirmt werden. Trotz der fundamental konservativen Inhalte im Sinne der „Schmutz- und Schund“-Gesetzgebung der 1950er Jahre sind die plakativen Arbeiten Sonnewends in modernem Duktus gestaltet. Der Zugang zu sachlich-reduziertem, funktionalistischem, modernem Grafikdesign ereilte ihn ab 1965 bei Besuchen in Basel im Rahmen seiner Beauftragung mit Messeständen der Schweizer Handelskammer in Wien.

Sonnewends Gestaltung, insbesondere sein typografischer Stil, gab den Publikationen des Tyrolia Verlags ein modernes Gesicht: 22 Jahre lang, von 1967 bis zu seinem Ruhestand 1989 gestaltete er neben Umschlägen für Kunst- und Geschichtebücher eine Buchreihe mit über 100 Bänden religiöser Thematik, die zum Modernsten gehört, das die visuelle Kommunikation in Tirol zu jener Zeit zu bieten hatte.

Ikonen seines grafischen Schaffens blieben neben dem SOS-Kinderdorf-Logo sein Signet für die Arge Alp und das Plakat für die Innsbrucker Messe 1957 sowie sein unverwirklicht gebliebener Entwurf für die Olympischen Winterspiele 1964.

Gustav E. Sonnewend, geboren am 12. Jänner 1927 in Innsbruck. Besuch der Oberrealschule; 1945 „Kriegsmatura“; 1947 Staatliche Meisterschule für angewandte Kunst in Graz; 1949/50 Gastschüler an der Graphischen Lehr- und Versuchs-anstalt; 1954 Abschluss Kunstgeschichtestudium an der Universität Innsbruck; parallel dazu Praktikum für Bildretusche und Klischeeherstellung bei der Verlagsanstalt Tyrolia; um 1952 für ein Jahr Mitarbeit im Atelier Classic von Eberhard Hess und Viktor Herzner. Von 1954 bis 1958 war Sonnewend Assistent und Mitarbeiter im Atelier  Arthur Zelgers, wo er im Besonderen für Messegestaltung und Ausstellungsbau eigenverantwortlich tätig war. 1958 eröffnete er sein eigenes Atelier. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehörte die Schweizerische Handelskammer in Wien, für die er die Messeauftritte gestaltete. Für verschiedene katholische Institutionen gestaltete er Plakate, Wandzeitungen, Zeitungsköpfe und Ausstellungen. Von 1967 bis zu seiner Pensionierung 1989 arbeitete Sonnewend als Herstellungsleiter des Tyrolia Verlags Innsbruck und gestaltete hunderte Bücher. Er unterrichtete an der Werbe Design Akademie in Innsbruck. Sein bekanntestes Werk ist das Logo der SOS Kinderdörfer, das heute in 133 Ländern der Welt verwendet wird. Sein Plakat für die 25. Innsbrucker Messe 1957 wurde in die Sammlung des Amsterdamer Stedelijk Museum aufgenommen.
(nach Anita Kern)

 

 

Zeitplan

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Dienstag 11–20:00
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Führung mit den Kuratoren:

  • Dienstag 21.6. um 18 Uhr
  • Dienstag 12.7. um 18 Uhr
  • Freitag 22.7. um 16 Uhr

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