Das Lesikon der visuellen Kommunikation

Das Lesikon der visuellen Kommunikation

Juli Gudehus (D)

Ein gewichtiges Buchprojekt: 3000 Seiten Dünndruck und Juli Gudehus’ grundlegende Frage, was eigentlich alles hinter dem Begriff »visuelle Kommunikation« steckt. 

Juli Gudehus hat Regie geführt und zwar bei einem wirklich gewichtigen Buch. Sie hat 627 Leute eingeladen, aufs Geratewohl zu bestimmten Begriffen kleinere und größere Texte zu schreiben; sie hat viele Texte selbst beigesteuert und schließlich die 20.376.109 Anschläge zu einem Buch verdichtet, das es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. Entstanden ist eines der umfangreichsten und wohl auch vergnüglichsten Designbücher, von dem Erik Spiekermann begeistert sagte, es sei das Buch aller Bücher. Es handelt von einem hochinteressanten Begriff, der sämtliche Bereiche des Lebens durchdringt: Geburt, Tod, Wissenschaft, Sport, Musik, Sex, Politik, Beruf, Spiel, Nahrung, Verkehr, Kleidung, Hygiene, Medizin, Religion. Kurz: Es handelt von visueller Kommunikation.  Für Juli Gudehus ist der Begriff immer noch »hochgradig erklärungsbedürftig«. Entstanden in den 1960er Jahren im Umfeld der Hochschule für Gestaltung in Ulm, sorgt er bis heute für Diskussionen. Es ist nicht klar, was alles dazu gehört und was nicht. Aus dieser Not macht das Lesikon eine Tugend. Es behandelt alles, so gut das eben geht: Fotografie, Farbe, Form, Fehler, Lehre, Maße, Materialien, Mut, Originalität, Konkurrenz, Kreation, Illustration, Emotion, Animation, Akquise, Begabung, Bildbearbeitung, Herstellung, Verpackung, Werbung, Weiterbildung, Webdesign, TV, Typografie, Theorie, Praxis, Programme, Preise, Präsentation, Psychologie, Effekte, Erfolg etc. Natürlich präsentiert Juli Gudehus kein abgeschlossenes Bild. Am Ende dieser riesigen Textcollage steht vor allem ein Eindruck: Dass visuelle Kommunikation begrifflich und gedanklich praktisch nicht zu fassen ist. Sie ist ihrem Wesen nach offen und wandelbar in derselben Weise, wie sich auch die Gepflogenheiten der Menschen im Lauf der Zeiten grundlegend ändern. Meist sind es mehrere Einträge zu einem Begriff, die sich gegenseitig im Sinn ergänzen, verschieben oder konterkarieren. Das Lesikon wirft dadurch mindestens soviele Fragen auf, wie es beantwortet, es ist Kaleidoskop und Brennspiegel zugleich.  9 Jahre dauerten die Arbeiten an diesem Mammutprojekt, dass in einer wunderbar gestalteten Dünndruckausgabe auf 3000 Seiten in 508 Kapitel zu insgesamt 9.704 Begriffen exakt 42.029 Einträge anbietet. Der Besuch von Juli Gudehus bietet Gelegenheit, wenigstens einige wenige davon näher kennenzulernen.

Juli Gudehus, geboren 1968 in Hamburg, lebt in Berlin. Lehre und Anstellung als Verlagsbuchhändlerin beim Wienand Verlag in Köln, Studium Visuelle Kommunikation in Düsseldorf, 1996 bis 2000 gemeinsames Atelier mit einigen anderen Designern in Köln, Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Düsseldorf und an der Merz Akademie Stuttgart, Gastprofessur für Informationsdesign an der Hochschule Anhalt in Dessau. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen. Bekannt wurde sie durch ihr 1993 in der ZEIT veröffentlichtes Projekt »Genesis«, das die biblische Schöpfungsgeschichte mit Hilfe von Piktogrammen erzählt. — Sie »gestaltet, berät, begleitet, koordiniert, recherchiert, regt sich auf, regt an, schreibt, sammelt, vergleicht Äpfel mit Birnen, stellt Verbindungen her, lernt, lehrt, liebt Farben, zählt Erbsen, zagt, fragt, wagt, wundert sich«. Auch andere wundern sich über sie, wie etwa Stefan Sagmeister, der über Gudehus sagte, sie sei »probably the purest conceptual designer«, die er kenne.

Publikationen (Auswahl)

  • Juli Gudehus: Das Lesikon der visuellen Kommunikation, 2010, ISBN 9783874397995
  • Juli Gudehus: Einige Gedanken zum Thema Redesign, schöne Beine und ein Versuch, Vortrag auf der TYPO Berlin 2005
  • Juli Gudehus: Mindestens haltbar bis 31.12.99, Abreißkalender, 1998
  • Juli Gudehus: Genesis, 1992

Weiterführende Links
www.juligudehus.net

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