Gustav E. Sonnewend 1927–2017

Mit Gustav E. Sonnewend ist am 27. Februar einer der wichtigesten  Gebrauchsgrafiker Tirols, tätig von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre, im 91. Lebensjahr verstorben. Er hat die grafische Entwicklung des Landes ganz wesentlich mitgeprägt.

Sowohl durch die große gestalterische Qualität seiner Arbeit, als auch durch seine stets gelebte innere Haltung, welche die Überzeugung für ein Projekt stets als Ausgangspunkt für die grafische Gestaltung betrachtete hat Gustav Sonnewend Tiro mitgeprägt. Diese „Gestaltung mit Haltung“ hat er durch sein langes Schaffen hindurch stets behalten und sich nicht gescheut mit seinem Arbeiten auch eine gesellschaftspolitische Botschaft zu verknüpfen – im konstervativen Nachkriegsösterreich duchaus nicht immer einfach. Er entwarf eine Fülle von Logos, Plakaten, Prospekten, Büchern und Buchumschlägen für Kunst, Kirche, Sport und Verlagswesen. Darunter zahlreiche Ausgaben der Katholischen Wandzeitung, das Signet für die Arge Alp, das bekannte Plakat für die Innsbrucker Messe 1957, sowie über 22 Jahre hinweg Bücher für den Tyrolia-Verlag. Mit seinem Logo für die von Hermann Gmeiner gegründeten SOS-Kinderdörfer ist seine Arbeit weltweit bekannt geworden. Seine Grafik war sachlich-reduziert, funktionalistisch und modern, geprägt vom internationalen Stil und der Schweizer Grafik. Er war einer jener Gestalter, die die Grafische Moderne nach Tirol brachte. 

Gustav Sonnewend war bis zuletzt ein reger und interessierter Mensch – was zuletzt auch in den Vorbereitungen und der Eröffnung zu seiner Personale im WEI SRAUM Designforum Tirol „Zwischen Misthaufen und Himmelreich – Gustav E. Sonnewend, Tiroler Grafikdesigner“ (Juni/Juli 2016) deutlich spürbar war. Er interessierte sich für die Entwicklung seines Berufsstandes in der heutigen Zeit und blieb mit der jungen Generation von Grafikdesignern immer in Kontakt. 

Gustav Sonnewend wurde am 12. Jänner 1927 in Innsbruck geboren. Nach dem Besuch der Oberrealschule absolviert er 1945 die „Kriegsmatura“ und setzt erste kleine Aufträge für den Herder Verlag um. 1947 besucht er die Staatliche Meisterschule für angewandte Kunst in Graz, 1949/50 ist er Gastschüler an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt bei Josef Seger und Hans Ranzoni. Er führt erste Aufträge für katholische Institutionen aus.  Neben einem Kunstgeschichtestudium an der Universität Innsbruck (mit Abschluss 1954) legt Sonnewend ein Praktikum bei der Verlagsanstalt Tyrolia in der Chemigraphie-Abteilung  mit Bildretusche und Klischeeherstellung ab.


Um 1952 arbeitet er für etwa ein Jahr im Atelier Classic von Eberhard Hess und Viktor Herzner. Von 1954 bis 1958 ist Sonnewend Assistent und Mitarbeiter in Arthur Zelgers Atelier, eine Zeit, die seinen grafischen Stil sehr prägte, und eröffnete 1958 sein eigenes Atelier. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehört die Schweizer Handelskammer in Wien, für die er die Messeauftritte von Ausstellergruppen gestaltet. Von 1967 bis zu seiner Pensionierung 1989 arbeitet Sonnewend als Herstellungsleiter des Tyrolia Verlags Innsbruck und gestaltet hunderte Bücher. Für verschiedene katholische Institutionen sowie für Innsbrucker und Tiroler Institutionen entwirft er Plakate, Wandzeitungen, Zeitungsköpfe und Ausstellungen. Er gewinnt nationale und internationale Wettbewerbspräsentationen.  

1984 findet die erste Personale „Graphic Design“ in der Galerie Burg Hasegg, Hall in Tirol, statt.  1988–1998 unterrichtet Sonnewend an der  Werbe-Design-Akademie (WDA) in Innsbruck. 2007 zeigt die Jubiläumsausstellung „kultur visuell“  Sonnewends gebrauchsgrafisches Werk anläßlich seines 80. Geburtstags in Innsbruck. 

2016 findet im WEI SRAUM.Designforum Tirol die Personale „Zwischen Misthaufen und Himmelreich. Gustav E. Sonnewend, Tiroler Grafikdesigner“ statt.


Gustav E. Sonnewend ist Träger des Kulturehrenzeichen der Stadt Innsbruck und des goldenen Ehrenzeichens des SOS-Kinderdorfes. 

Mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit erinnern wir uns an einen wichtigen Wegbereiter des modernen Grafikdesigns in Tirol und einen hochgeschätzten Menschen. 

 

 

 

 

 

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